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Zwei gegensätzliche Behauptungen

"Der Konsument wünscht sich nichts. Er fügt sich. Er gehorcht den Anregungen und Befehlen, die ihm von der Werbung, von den Verkaufsorganisationen oder von den Anforderungen seines sozialen Prestiges unentwegt eingehämmert werden (...)" (Henri Lefebvre, 1975)

"Die Konsumenten sind mächtig und ohnmächtig zugleich. Sie könnten die Industrie massiv unter Druck setzten, aber die Intelligenz des Einzelnen reicht selten aus, um der kompakten Beeinflussungsmaschinerie Paroli zu bieten (...)" (Wolfgang Schmidbauer, 1984)

 

Konsum als Begriff

Verbrauch, Inanspruchnahme von Gütern und Dienstleistungen Kauf, Verbrauch von Gütern und Dienstleistungen, die über die bloße Lebenserhaltung und den normalen täglichen Bedarf hinausgehen. (Encarta Enzyklopädie)

Wohlstands-, Überfluss-, Wegwerfgesellschaft (Wörterbuch der Synonyme)

Sämtliche Aktivitäten von Einzelpersonen/ Privathaushalten, die auf die Entnahme von Gütern oder Dienstleistungen aus dem Markt gerichtet sind. Konsum ist ein dynamischer, mehrphasiger Prozess, der mit der Bedürfnisgenese beginnt, Aktivitäten der Informationsgewinnung und Entscheidungsfindung umfasst, sich über die Nutzung bzw. den Verbrauch von Gütern erstreckt und mit der Entsorgung endet. Einbezogen sind alle Empfindungen, Diskurse und Verhaltensweisen, die mit den jeweiligen Gütern und Dienstleistungen im Zusammenhang stehen. (Norbert Schneider, 2000)

Soziologisch gesehen ist Konsum soziales Handeln mit umfassenden gesellschaftlichen und individuellen Funktionen: Sichert Beschäftigung und Wachstum (tragender Pfeiler der Industriegesellschaft). Charakterisiert die Abgrenzung sozialer Gruppen für Individuen: Identitätsgewinnung und Identitätssicherung Bedeutungswandel: Konsum hat sich zu einem bedeutsamen Teil der individuellen Lebensgestaltung und des sozialen und kulturellen Lebens entwickelt. Verleiht Status und Lebenssinn. (Norbert Schneider, 2000)

 

Konsum und Gesellschaft

Konsum ist Basis der Industrieländer. Konsumkritik bedeutet damit Kritik am gesamten System Gesellschaftskritik

"Der Sinn der Marktökonomie liegt grundsätzlich darin, dass menschliche Bedürfnisse durch am Markt angebotene Güter befriedigt werden sollen. Daher ist die Beschäftigung mit Fragen des Konsums und denen der Nachfrage zugrunde liegenden Bedürfnissen essenziell für die ökonomische Theorie" (Ulrike Knobloch, 1994).

 

Beispiele für Konsumkritik?

Religiöse Beispiele: Amish People Christliche Askese (Zölibat, Ordensgemeinschaft, ...)

Moralisch motiviertes Handeln: Vegetarier, Kauf von Freiland-Eiern, Verzicht auf Thunfisch

Bewußtes (Nicht-)Kaufen: Öko-Angebote, Reformhaus, Eine Welt Laden, Second Hand, Benetton, Pelze, Shell-Benzin

Gesetzliche Bestimmungen: (BSE-Rindfleisch, Gen-Food)

 

Negativerscheinungen von Konsum

Sozialer Art: Messis Cocooning Kaufsucht, Kaufrausch Verschuldung, persönlicher Bankrott, Verlust des Egos, Konsum als Kompensationsform

Ökologischer Art: Umweltverschmutzung (Klimaproblem), Ausverkauf der Rohstoffe...

 

Pseudo-Argumente zur Kritik

Es wird suggeriert, dass ich mit gutem Gewissen konsumieren kann durch z.B. Mülltrennung, Recycling Pfandflaschen Beschwichtigungen auf Verpackungen biologisch abbaubare Inhaltsstoffe „Reparatureinrichtungen“ (Schuldnerberatungsstellen, Therapie)

Konsum findet trotzdem statt!!! Keine praktizierte Konsumkritik!!!

 

Institutionalisierte Kritik

Verbraucherzentralen, Stiftung Warentest, Fachzeitschriften, Einkaufsführer „Shopping for a better world“, Initiativen Bürgervereinigungen Comunities

Ziele: Information, Aufklärung, Motivation

 

Der Boykott, Mittel zur Kritik?

Stiller Boykott: "Konsumenten werden nicht zum Boykott aufgerufen, sondern durch Meldungen in den Medien aufgeschreckt und entscheiden sich gegen den Konsum, z.B. über Gesundheitsgefährdung bei dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel"

Organisierter Boykott: "Die Konsumenten werden von Organisationen zum demonstrativen Verzicht eines Produktes oder der ganzen Produktpalette einer Firma aufgerufen, um Verhaltensänderungen auf der Gegenseite zu bewirken" (Genmais und Muttermilch-Ersatzprodukte von Nestlé) (Ulrike Knobloch, 1994)

 

Wirrer Aufruf im WWW!!!

Ich hasse einkaufen, ich hasse die kreischenden Kinder, die streitenden Erwachsenen, die "Angebodää", die Schnäppchen und das nach drei Tagen dahinschimmelnde Gemüse ebenso, wie die bunten Katalogseiten. Konsum ist die Schwelle zur Sucht. Es ist zu beobachten, daß sich der Mensch immer größerem Streß aussetzt, um immer mehr Güter an sich zu reißen, die er im Wesentlichen nicht braucht. Der weitaus größte Teil der Nahrungsmittel, die in unsere Verkaufskette gelangen, wird dem Abfall zugeführt. Der weitaus größte Teil nicht eßbarer Waren wird deshalb gekauft, weil das Produkt irgendwann einmal mehr gekostet hat. Konsumverzicht ist übrigens ein sehr effektiver Protest gegen das System. Würden plötzlich alle Menschen aufhören, sinnlos einzukaufen, würde unser Wirtschaftssystem aus den Fugen geraten. Gegen Konsumverzicht gibt es noch nicht mal ein Gesetz, obwohl eineMassenselbsterziehung zum Genießertum dem Staat mehr schaden würde, als jede Revolution.

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Fazit

Konsumkritik ist immer Gesellschaftskritik. Es ist ein Permanentes Thema (Expo - Basic Needs). Der Konsum repräsentiert das religiöse, rechtliche, moralische, ökonomische und ästhetische Umfeld jeder Person (im Rahmen der Möglichkeiten). Konsum spiegelt daher immer auch die Werte und Normen einer Gesellschaft wider, also letztendlich deren Kultur Wenn Konsum eine Schlüsselrolle bei Identitätsbildung und Sinnstiftung spielt wird er zu einem Schlüsselort, dessen Kontrolle von zentraler Bedeutung wird für alle möglichen Interessengruppen, einschließlich der Konsumenten selbst.

Von wirtschaftlicher Seite fehlt bis heute eine Instanz, die daran interessiert ist, uns zu kritischen Konsumenten zu erziehen!! (Ulrike Knobloch 1994)

 

Literatur

Knobloch, Ulrike: Theorie und Ethik des Konsums: Reflexion auf die normativen Grundlagen sozialökonomischer Konsumtheorien, Bern 1994.

Schmidbauer, Wolfgang: Weniger ist manchmal mehr. Zur Psychologie des Konsumverzichts, Hamburg 1997.

Schmidbauer, Wofgang: Jetzt haben, später zahlen. Die seelischen Folgen der Konsumgesellschaft, Hamburg 1995.

Schneider, Norbert: Konsum und Gesellschaftt. In: Rosenkranz, Doris (Hg): Konsum: Soziologische, ökonomische und psychologische Perspektiven, Opladen 2000.

Siegrist, Hannes, Hartmut Kaelble, Jürgen Kocka (Hg): Europäische Konsumgeschichte. Zur Gesellschafts- und Kulturgeschichte des Konsums, Frankfurt 1997.

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,16835,00.html

http://www.tranceform.de/ToM/MAnEinkaufen.html

http://amish.net

 

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